

Praxismanagement – ein Berufsbild mit vielen Facetten
Ein Erfahrungsbericht von Anna von @frau_praxismanagerin
Ich heiße Anna, bin 37 Jahre alt und habe im Jahr 2008 erfolgreich meine Ausbildung als Arzthelferin abgeschlossen. Trotz Freude an der Patientenversorgung, habe ich frühzeitig begonnen mit dem Berufsbild der Arzthelferin zu hadern und mich infolgedessen eineinhalb Jahre nach Beendigung der Ausbildung für einen temporären Berufsausstieg entschieden, um das Abitur nachzuholen und ein Studium zu absolvieren.
Welcher Studiengang ist die passende Wahl?
Das Abitur in der Tasche, stellte sich mir die Frage, ob ich mich für einen psychologischen oder doch eher gesundheitsökonomischen Studiengang entscheiden sollte – die Wahl fiel letztlich auf den Studiengang „BWL & Wirtschaftspsychologie“.
Dieser Studiengang bot für mich die ideale Verknüpfung von betriebswirtschaftlichen Themen, wie z.B. Personalmanagement, Marketing oder Rechnungswesen, und psychologischen Fragestellungen, die sich z.B. mit Führungsstilen oder Gruppendynamiken befassten.
Bereits während des Studiums wurde mir bewusst, dass all diese Kenntnisse verwendet werden könnten, um – im Idealfall – jene Strukturen und Prozesse in den Einrichtungen des Gesundheitswesens zu verändern, welche u.a. zu meinem Berufsausstieg geführt haben. Ich dachte erstmals über eine entsprechende Rückkehr nach Abschluss des Studiums nach…
Ein klassisches Studentenleben hatte ich übrigens trotz Vollzeit-Studium nicht, denn ich habe dieses als Fernstudium mit gelegentlichen Präsenzseminaren und einem 14-tägigen Auslandsseminar absolviert. Die Entscheidung für ein solches Fernstudium würde ich immer wieder treffen, denn es hat mir ein selbstbestimmtes Lernen fernab starrer Lehrpläne und Vorlesungszeiten ermöglicht.
Rückkehr ins Gesundheitswesen
Der Gedanke an eine Rückkehr ins Gesundheitswesen wurde immer konkreter, so dass ich nach Abschluss meines Studiums meine erste Tätigkeit im Praxismanagement einer Facharztpraxis übernahm. Ich merkte jedoch zügig, dass sich meine Vorstellungen von Strukturen und Prozessen, die sowohl den Angestellten als auch den Patienten gerecht werden, aufgrund begrenzter Unterstützung seitens der Praxiseigner kaum realisieren ließen und so kündigte ich nach einigen Monaten wieder. Es folgten mehrere Tätigkeiten als Arzthelferin, Praxismanagerin und Büroleitung in hausärztlichen Praxen verschiedener Größe, aber keine hatte das Potential mich langfristig zu binden.
Praxismanagerin in der Onkologie
Im vergangenen Jahr habe ich mich dann als Praxismanagerin in einer Praxis für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin mit sechs Ärzten beworben und bin in dieser inzwischen seit rund dreizehn Monaten tätig. Erstmals habe ich das Gefühl, beruflich angekommen und Part eines großartigen Teams zu sein.
Mein Arbeitsalltag hat sich im Zuge dessen erheblich verändert – z.B. übe ich nun eine reine Büro-Tätigkeit ohne Patientenkontakt aus, habe die Möglichkeit gelegentlich im Home-Office tätig zu sein, bespreche mich regelmäßig mit den Praxiseignern und nehme eigenverantwortlich Termine mit verschiedenen Dienstleistern wahr.
Zu meinen Aufgaben zählen in erster Linie
- die Unterstützung des Personalmanagements (z.B. im Recruiting und in der Personalführung)
- das Change Management (z.B. Implementierung der ePA im Praxisalltag)
- der Einkauf (vor allem von nicht-medizinischen Verbrauchsgütern)
- das IT-Management in Zusammenarbeit mit unserem IT-Dienstleister (z.B. in Form der Planung und Begleitungen von IT-Umstellungen)
- das Projektmanagement (z.B. Planung der Erweiterung der Netzwerkverkabelung)
- die vorbereitende Buchführung
Trotz all dieser Tätigkeiten, welche überwiegend im Büro stattfinden, habe ich täglich Kontakt zu meinen Kolleginnen aus unserer Praxis und Tagesklinik und fungiere oftmals als Bindeglied zwischen dem Team und den Praxiseignern.
Infolgedessen ist jeder Arbeitstag anders, selten so, wie ursprünglich geplant, aber immer Sinn erfüllend.
Praxismanagement – ein Berufsbild ohne eindeutige Definition
Diese in unserer Praxis etablierte Variante des Praxismanagements ist dabei grundsätzlich nur eine von vielen möglichen Varianten, denn für das Berufsbild der Praxismanagerin / des Praxismanagers existiert keine eindeutige Definition der Tätigkeitsmerkmale, so dass sich diese z.B. in Abhängigkeit von der Größe und den Bedürfnissen der jeweiligen Praxis unterscheiden. Dementsprechend können z.B. auch die Abrechnung oder die Dienst- und Urlaubsplanung potentielle Facetten des Praxismanagements sein.
Deswegen sind auch die Qualifikationen, die den Weg ins Praxismanagement ebnen, recht vielseitig und reichen von Fort- und Weiterbildungen zur Praxismanagerin / zum Praxismanager, über zwei verschiedene Formen des Fachwirts bis zum Hochschulstudium.
Hat sich der Weg für mich gelohnt?
Mein Weg bestehend aus Ausbildung, Abitur und Studium hat sich für mich viele Jahre nur bedingt gelohnt und zahlt sich erstmals bei meiner derzeitigen Tätigkeit in Gänze aus – sowohl hinsichtlich des Fachwissens, das regelmäßig Anwendung findet, als auch in finanzieller und persönlicher Hinsicht.
Dennoch würde ich allen Kolleginnen und Kollegen, die den Schritt ins Praxismanagement in Betracht ziehen, empfehlen, diesen zu wagen – vollkommen unabhängig von der Art der Zusatzqualifikation, die hierfür angestrebt wird.
Lasst uns gemeinsam Strukturen und Prozesse entwickeln und etablieren, die eine gute Patientenversorgung trotz erschwerter Rahmenbedingungen ermöglichen!
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